Heute ist der 25. November, der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Gewalt an Frauen ist Teil der alltäglichen Realität von Hunderttausenden in Österreich. Es vergehen keine zwei Wochen, ohne eine neue Meldung über einen Frauenmord und die tagtägliche Gewalt an Frauen steigt an.
Der gefährlichste Ort der Welt, sind immer noch die eigenen vier Wände!
Gewalt an Frauen ist vielfältig und in hohem Maße unsichtbar. Die offiziell erfassten Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs, denn in etwa drei von vier Gewaltdelikten werden nicht gemeldet. Im Jahr 2022 (neuere Auswertungen sind noch nicht vorhanden) stieg die Zahl der ermordeten Frauen und Mädchen auf den höchsten Stand seit 20 Jahren: Weltweit wurden rund 89.000 Frauen und Mädchen im vergangenen Jahr ermordet, wobei mehr als die Hälfte dieser Morde von Familienmitgliedern oder Partnern begangen wurden. Österreich wird laut EU als „Land der Frauenmorde“ bezeichnet, weil die Zahl der Frauenmorde im Vergleich zur Bevölkerungszahl zu anderen Ländern enorm hoch ist und im Unterschied zu zahlreichen anderen Ländern mehr Frauen als Männer ermordet werden. Monatlich werden mittlerweile rund drei Frauen ermordet. Ein Viertel aller Frauen in Österreich erlebt in ihrem Leben körperliche Gewalt, eine Viertel sexuelle Gewalt und mehr als ein Viertel erlebt sexuelle Belästigung. Beängstigend hoch ist der Anteil der über 60-jährigen ermordeten Frauen. Bereits 28,1 Prozent der heuer ermordeten Frauen ist dieser Altersgruppe zuzuordnen.
Kein Schritt zurück im Kampf gegen Gewalt an Frauen!
Gewalt an Frauen ist weder ein Überbleibsel aus der Vergangenheit noch ein sogenanntes „individuelles Schicksal“. Sie ist Teil des Patriarchats und Instrument zur Unterdrückung der Frauen. Gewalt an Frauen zeigt sich in verschiedenen Formen. Neben der körperlichen und sexuellen Gewalt, ist es auch die Stellung der Frauen innerhalb der Familie und Gesellschaft, die Gewalt hervorbringt und begünstigt. In Österreich wurden heuer bereits 27 Frauen ermordet und es gab 36 Fälle von Mordversuchen bzw. schwerer Gewalt. Die physische Gewalt an Frauen kann nicht von der ökonomischen Situation der Frauen und der Familien getrennt werden. Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage trifft in besonderem Maße Frauen, die durch die hohe Inflation, extremen Teuerungen bei Lebensmitteln und Energiekosten, rasant steigenden Mietpreisen und einen ohnehin schon geringeren Lohn in ökonomische Abhängigkeit gezwungen werden. Die Gewalt an Frauen ist also bei Weitem kein „Überbleibsel“ aus der Vergangenheit, sondern steigt weiter durch die Verschlechterung der Lebenssituation der Arbeiter und der Volkes an.
Politische Unterdrückung und Gewalt
Der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen geht zurück auf die Schwestern Mirabal, die am 25. November 1960 als Widerstandskämpferinnen vom dominikanischen Regime unter Rafael Trujillo ermordet wurden. Die körperliche Gewalt an Frauen ist nicht zu trennen von der politischen Unterdrückung. Heute, wo das Recht auf Meinungs- und Demonstrationsfreiheit massiv beschnitten wird, wo Widerstand und Protest zunehmend versucht wird zu kriminalisieren, ist es umso wichtiger, auch für die politischen Rechte der Frauen und des Volkes zu kämpfen. Eine Verbesserung der Lage der Frauen und das zeigte auch die Geschichte, wird nicht von „oben geschenkt“, sondern muss erkämpft und erzwungen werden. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass die Frauen heute Meinungsfreiheit, das Recht auf Versammlung und politische Organisierung der Unterdrückten und Ausgebeuteten verteidigen.
Bildquelle: Foto von engin akyurt auf Unsplash
Comments