Seit 37 Jahren ist Ali Osman Köse im Gefängnis. Im Kampf gegen „Terrorismus“ und für „Demokratie“ wird in der Türkei auch zu den abstoßendsten Methoden gegriffen. In seiner langen Haft ist Ali Köse und die Kampagne für seine Freilassung ein Beispiel dafür, auch im Angesicht von Folter und versuchten Mord, weiter zu kämpfen.
Ali Köses „Verbrechen“ war es, gegen die Herrschenden in der Türkei zu kämpfen. Er war in den 80ern Teil der revolutionären Arbeiter- und Bauernbewegung. Die türkische Regierung rechtfertigt die Verfolgung von demokratischen und revolutionären Aktivisten (was sie „Krieg gegen den Terror“ nennt) heute teilweise auch mit der Verteidigung der „Demokratie“. In den 1980ern war das anders, denn damals herrschte eine offene Militärdiktatur. Seit damals, seit 37 Jahren, sitzt Ali Osman Köse im Gefängnis. In dieser Zeit hat er mehrere Gefängnismassaker überlebt und wurde schwer gefoltert. Die letzten 21 Jahre war er in Isolationshaft.
Ali Köse hat viele gesundheitliche Probleme aus seiner Haft mitgenommen. Er sitzt im Rollstuhl und kann seinen Tagesablauf nicht mehr selbstständig verrichten. Trotzdem wurde ein staatliches medizinisches Gutachten erstellt, das besagt dass sein Gesundheitszustand ausreicht, damit er haftfähig ist – er musste also krank im Gefängnis bleiben. Kurz darauf wurde in seiner linken Niere eine Zyste gefunden, die sich als lebensbedrohlicher Krebs entpuppte. Wenn jemand 24 Stunden am Tag überwacht ist, ist es kein „Zufall“, wenn sein Krebs erst in so einem fortgeschrittenen Stadium bemerkt wird. Das ist Vorenthaltung lebenswichtiger medizinischer Versorgung. Zuerst weigerten sich die Behörden sogar, ihn zu operieren. Das gelang erst, nachdem eine internationale Kampagne für ihn ausgerufen wurde. Allerdings musste seine gesamte Niere entfernt werden. Es ist empörend, dass das Gutachten, das kurz vor seiner Operation ausgestellt wurde, noch immer gilt. Er gilt damit nach wie vor als haftfähig, und so wurde er kurz nach der OP wieder in das Tekirdag F-Typ Gefängnis Nr. I zurückverlegt.
Ali Osman Köse ist ein lebender Beweis, dass internationale Kampagnen für politische Gefangene hier und heute funktionieren können. In der Türkei, aber auch in verschiedenen europäischen Ländern, wie Griechenland, Deutschland, und auch in Österreich, gibt es regelmäßig Aktionen für seine Freilassung, in Verteidigung seines Lebens. Während die Massenarmut in der Türkei mit den Preissteigerungen gerade explodiert, wollen immer weniger Menschen zusehen, wie die Regierung die Arbeitskräfte und die Wirtschaft des Landes an die ausländischen imperialistischen Konzerne verkauft. Der „Krieg gegen den Terror“ wird also ganz im Sinne des US-Imperialismus geführt – das heißt gegen die eigene Bevölkerung.
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