Am diesjährigen 25. November, den internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, gingen hunderte Demonstrierende gemeinsam mit zahlreichen Frauenorganisationen auf die Straße. Die hohe Anzahl an Frauenmorden die es heuer schon in Österreich gegeben hat, war dabei selbstverständlich ein Thema, das stark im Vordergrund stand. Der 25. November ist jedoch auch seiner historischen Bedeutung nach nicht auf einen Gedenktag zu verengen, sondern ein Tag der den Kampf der Frauen gegen patriarchale Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung ins Zentrum stellt.
Trotz Lockdown ließen sich die Demonstrierenden nicht davon abhalten, ihre Anliegen auf die Straße zu tragen. In Wien kamen zahlreiche Frauen und Frauenorganisationen zusammen und begannen den Abend mit einer Kundgebung am Richard-Wagner-Platz, bei der zahlreiche Reden und Kulturbeiträge zum Thema gehalten wurden. Der Richard-Wagner-Platz wurde in Gedenken zweier Frauen, die dieses Jahr ermordet wurden, als Startpunkt der Demonstration gewählt. Denn in der Nähe des Platzes wohnte Fadumo Hirsi, langjährige Aktivistin gegen Gewalt an Frauen, bis sie am 13. September dieses Jahres gemeinsam mit ihrer Freundin Shukri ermordet wurde.
Unter den Rednerinnen war auch das Rote Frauenkomitee vertreten, das in einem internationalistischen Beitrag unter anderem auf die aktuelle Militäroffensive des indischen Staates gegen die revolutionäre Bewegung aufmerksam machte. Militäroffensiven dieser Art gehen mit massiver Gewalt gegen Frauen einher, bis hin zu Massenvergewaltigungen und Zwangssterilisierungen, weshalb bei der anschließenden Demonstration auch ein Solidaritätsfoto mit der revolutionären Bewegung in Indien gemacht wurde. Auch bei der Demonstration in Linz konnte man eine Solidaritätsaktion mit Plakaten gegen die Militäroffensive der Modi-Regierung sehen. Diese Aktionen der internationalen Solidarität zeigten anschaulich, dass es an diesem Tag um ein Anliegen geht, dass die Frauen in allen Teilen der Welt betrifft. In vielen Reden wurde auf die Situation in Österreich aufmerksam gemacht: 28 Frauen wurden dieses Jahr in Österreich bereits ermordet, 51 überlebten Mordversuche oder schwere Gewalttaten. Mehrmals wurden auf den Demonstrationen die Schwestern Mirabal erwähnt, drei führende Widerstandskämpferinnen in der Dominikanischen Republik, auf deren Ermordung der 25. November zurückgeht. Damit geht der Ursprung dieses internationalen politischen Tages auf die Erkenntnis zurück, dass Gewalt an Frauen auch ein Unterdrückungsinstrument zur Aufrechterhaltung der imperialistischen Ordnung ist.
Die Demonstration in Wien wurde angeführt von einem Transparent, welches dem gemeinsamen Aktionsbündnis verschiedener Frauenorganisationen Ausdruck verleiht. So sind unter den organisierenden Vereinigungen unter anderem das Frauenzentrum Wien, das Rote Frauenkomitee und auch das Rot-Lila-Kollektiv (Mor-Kizil-Kolektif), welche bei der Demonstration eine laute und kämpferische Einheit bildeten.
Wie uns von einer teilnehmenden Demonstrantin berichtet wurde, mobilisierten Aktivistinnen an der Gedenkstätte von Nadine W., eine im März dieses Jahres ermordete Wienerin, für die Demonstration. Nadine wurde von ihrem Partner an ihrem Arbeitsplatz, einer Trafik, geschlagen, gewürgt und danach angezündet.
In Linz wurde dieses Jahr das erste Mal eine Demonstration zum 25. November abgehalten, was ein deutlicher Schritt nach vorne für die dortige fortschrittliche Bewegung ist. Über hundert Protestierende beteiligten sich auf Anhieb daran. Der größte Teil der Teilnehmerinnen (rund 50) marschierte bei den Aktivistinnen des Roten Frauenkomitees Linz und des Mor-Kizil-Kolektif. Die Demonstrierenden mobilisierten unter anderem gegen Kürzungen bei Frauenschutzeinrichtungen. Die Demonstration ging vom Martin-Luther-Platz, über die Landstraße bis vor das Landhaus. Dort wurde vom Roten Frauenkomitee und anderen Demonstrantinnen mit einer kreativen Aktion auf die steigende Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht. Von den Aktivistinnen wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Gewalt gegen Frauen auch mit der Verschlechterung der ökonomischen Lage der Frauen zusammenhängt.
Wie wichtig der diesjährige Tag gegen Gewalt an Frauen und diese Demonstrationen sind, zeigt auch die letzte Nationalratssitzung der Regierung. Das Ergebnis der letzten Abstimmung war die Ablehnung des Gewaltschutzpakets, die Ablehnung der Einrichtung eines Gewaltschutz-Krisenstabs, die Ablehnung einer besseren Pensions-Anrechnung von Kindererziehungszeiten, als auch die Ablehnung eines nationalen Aktionsplans gegen Gewalt an Frauen. Dass viele Frauen am 25. November auf die Straße gingen und die Notwendigkeit des Zusammenschlusses und gemeinsamen Kampfes betonten, ist angesichts dieses Kurses der Herrschenden nicht verwunderlich und vor allem notwendig! Insgesamt ließen die Demonstrationen einen bleibenden Eindruck zurück, insbesondere jenen, dass dieser Tag zu gerne von den Mainstream-Medien entweder liberal zu vereinnahmen versucht, oder in den Hintergrund gedrängt wird. Beides um die Bedeutung dieses internationalen politischen Tages zu verwässern und seine Lehren und den Schlussfolgerungen die wir daraus ziehen können, keine Popularität zukommen lassen. Das wird nur gelingen, wenn es zugelassen wird. Die Demonstrationen zum diesjährigen 25. November wirkten nicht so, als ob jemand diese Absicht hätte.
Bilder der Internationalen Solidarität:
Bilder von den Demonstrationen:
Helena R.
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