Die Maßnahmen
Die Faulen werden geschlachtet
die Welt wird fleißig
Die Hässlichen werden geschlachtet
die Welt wird schön
Die Narren werden geschlachtet
die Welt wird weise
Die Kranken werden geschlachtet
die Welt wird gesund
Die Traurigen werden geschlachtet
die Welt wird lustig
Die Alten werden geschlachtet
die Welt wird jung
Die Feinde werden geschlachtet
die Welt wird freundlich
Die Bösen werden geschlachtet
die Welt wird gut
Der österreichische Schriftsteller und Dichter Erich Fried, geboren 1921 in Wien, war ein Kind der Zwischenkriegszeit. Er wuchs in der Zeit des Austrofaschismus und des aufkommenden Nationalsozialismus auf. Seine antifaschistische und demokratische Haltung spiegelt sich in vielen seiner Werke wider. Das erste Gedicht verfasste Erich Fried mit sechs Jahren, unter dem Eindruck der 86 durch die Polizei erschossenen Arbeiter im Zuge der Julikämpfe 1927, des sogenannten „Justizpalastbrandes“. Schon als kleiner Bub wusste er, dass die in der Öffentlichkeit verbreitete Meinung nicht mit dem zusammenpasste, was er auf den Straßen sah.
Sein Gedicht „Die Maßnahmen“ richtet sich genau gegen eine Politik der Entrechtung und Faschisierung. Wenn man dieses Gedicht liest, könnte man meinen es sei für die heutige Zeit verfasst worden. „Die Feinde werden geschlachtet, die Welt wird freundlich. Die Bösen werden geschlachtet, die Welt wird gut.“, ist offenbar auch das was uns heute eingeredet werden soll. „Die Feinde“ - all jene die sich gegen die Kriegspolitik der USA und EU stellen, die für die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der unterdrückten Völker einstehen, die den revolutionären Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung verteidigen. „Die Bösen“ - all jene die sich der immer enger werdenden „tolerierten Meinung“ nicht beugen und dagegen ankämpfen. Dann wird die Welt sicher „gut“ - oder etwa nicht?
Bildquellen:
(1) Berlin, East Side Gallery by Joachim F. Thurn, CC BY-SA 3.0 DE DEED, Attribution-ShareAlike 3.0 Germany,
(2) public domain
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