Freie Dienstnehmer-Verträge: Nein Danke!
- David M.
- vor 12 Minuten
- 3 Min. Lesezeit
(Korrespondenz aus dem Betrieb)
Lieferando Österreich schließt?

Der Lieferdienst Lieferando Österreich hat, wie bereits berichtet, angekündigt am 30.06.2025 zu schließen. Eine Entscheidung die auch für das Management in Österreich überraschend kam. Es liegt schließlich nicht daran, das Lieferando österreichweit kurz vor dem Bankrott stünde. Im Gegenteil, die digitale Bestell-Plattform ist durchaus profitabel. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Restaurants, die ihre Speisen über die Lieferando-Plattform im Internet anpreisen, diese dann auch selbst liefern müssen. Lieferando muss hier also bloß die Hand auf halten und kassieren. Lieferandos eigener Zustelldienst hingegen muss tatsächlich etwas leisten! Diese Arbeit wurde bisher von von etwa 1.000 Fahrradbotinnen und Fahrradboten mit Arbeitsrechten verrichtet. Das möchte der niederländische Mutterkonzern „Just Eat Takeaway“ nun ändern.
Freie Dienstnehmer-Verträge sind Betrug: Demonstration gegen die Aushöhlung des Arbeitsrechts.
Bevor die Schließung noch stattgefunden hat, versucht Lieferando seinen Boten neue Verträge als Freie Dienstnehmer anzubieten. Diese Verträge sind in jeder Hinsicht Betrug! Wir würden damit nicht nur unsere Arbeitsrechte verlieren, sondern auch alle Ansprüche die aus dem Sozialplan hervorgehen, den Lieferando aufgrund der Massenkündigung mit dem Betriebsrat ausarbeiten muss. Am ersten April kam es daher zu einer Demonstration der Fahrradboten, organisiert vom branchenweiten Zusammenschluss „Riders Collektiv“, mit guten 100 Teilnehmern. Sie richtete sich dagegen, dass die Freien Dienstnehmer-Verträge überhaupt legal seien.
Die arbeiterfeindlichen und ungerechten Freie Dienstnehmer-Verträge sind in der ganzen Branche bekannt. Im Fall von Foodora führen sie zur besonders absurden Situation, dass Menschen die faktisch die selbe Arbeit verrichten wie ihre Kollegen schlechter gestellt werden: kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld, kein bezahlter Urlaub oder Krankenstand, keine Beschränkung der Arbeitszeit pro Tag... Und keine Vertretung durch einen Betriebsrat. Freidienstnehmer werden abhängig davon bezahlt, wie viele Aufträge sie abschließen. Viele von ihnen versuchen alles aus dem Job herauszuholen. Denn wenn es mal länger keine Aufträge gibt, wird es am Monatsende plötzlich knapp. Freidienstnehmer arbeiten daher oft länger und weniger konzentriert. Das führt zwangsläufig zu Problemen im Straßenverkehr, denn Geschwindigkeit wird in diesem Job bald zur höchsten Priorität. Sicherheit hingegen wird vernachlässigt. Genau genommen nimmt man die alltäglichen Gefahren im Straßenverkehr fast nicht mehr wahr.
Arbeitsrechte durchsetzen!
Es mangelt nicht an öffentlichem Interesse und schon gar nicht an Mitleid für Fahrradboten. Ja es gibt selbst von der EU eine europäische Plattformdirektive, die den Missständen in der Branche ein Ende bereiten solle. Die Rechte der arbeitenden Menschen sind aber keine Neujahrsvorsätze zu denen man sich einmal bekennt und damit ist es erledigt. Sie müssen durch die österreichische Arbeiterklasse im Kollektiv erkämpft und gegen den Willen der Ausbeuter umgesetzt werden
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Was sind Korrespondenzen?
Korrespondenzen sind Beiträge aus verschiedenen Teilen der Bevölkerung, sozusagen ein direktes Sprachrohr aus dem Volk. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass die jeweiligen Korrespondenten direkt aus ihrem alltäglichen Leben berichten: aus dem Betrieb, dem Viertel, der Familie, der Schule, usw… Als Presse aus dem Volk, drückt die revolutionäre und demokratische Presse nicht nur die Interessen des Großteils der Bevölkerung aus, sondern bindet deren Repräsentantinnen und Repräsentanten auch aktiv ein, gibt ihnen eine Stimme, präsentiert die verschiedenen Meinungen und Ideen aus den Massen um sie miteinander vergleichen zu können und in Diskussion treten zu lassen. Daher finden in der Roten Fahne die Arbeiterinnen und Arbeiter, Stimmen der Jugend- und Frauenbewegung, der Studierenden, der Gewerkschaftskräfte, der Migrantinnen und Migranten ebenso wie der kleinen Selbstständigen und Gewerbetreibenden, Stimmen aus Stadt und Land, eine Plattform und ein Organ. Die Korrespondenten sind keine Redaktionsmitglieder, weshalb sie auch nicht im engeren Sinne an die Blattlinie gebunden sind, sondern “ihre Stimme” zum Ausdruck bringen.
Wie kann man Korrespondent der Roten Fahne werden?
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