top of page

Froschberg: Der Kampf geht weiter





Das Ringen um leistbares und ruhiges Wohnen in schöner Lage geht weiter. Die Initiative Froschberg besteht seit etwas mehr als einem Jahr und kämpft für den Erhalt ihres Wohnviertels. Wie bereits in mehreren Artikeln berichtet (siehe Links unten) sollen Teile der Eisenbahnerwohnungen am Froschberg in Linz massiv verdichtet, zum Nachteil der Bewohner verändert und Grünraum zerstört werden.



Geht es nach den Plänen der WAG (Wohnungsanlagen Gesellschaft), sollen zwischen den bestehenden Wohnhäusern neue Häuser (auf durchaus nicht versiegeltem Boden), Aufstockungen, Laubengänge, Lifte, neue (asphaltierte) Wege, Tiefgaragen, sowie ein Kaffeehaus entstehen. Zu den bereits 438 bestehenden Wohnung sollen durch die Neubauten und Aufstockung noch weitere 316 Wohnungen gebaut werden. Die Siedlung am Froschberg ist eine alte, gewachsene Eisenbahnersiedlung. Sie liegt in einer ruhigen Lage, von der man trotzdem sehr rasch das Stadtzentrum erreicht. Sie besticht durch viele schattenspendende Bäume, großzügige Grünflächen, in der sich viele Tiere wie Hasen, Igel, Eichkätzchen, Echsen, verschiedenste Vogelarten und jede Menge nützlicher Insekten tummeln und wunderschöne Gärten, die mit viel Hingabe und Liebe gepflegt werden. Die Gärten der Siedlung haben heuer zum wiederholten Male beim Wettbewerb „Blühendes Linz“ gewonnen.




Gemeinnützigkeit“ war gestern


Erbaut wurde die Siedlung von der EBS (heute Teil der WAG) vor rund 80 Jahren, als Eisenbahnerbetriebswohnungen – „heute ist es an der Zeit den Stadtteil als Ganzes zu modernisieren“ ist auf der Homepage der EBS zu lesen. Zu Bauzeiten der Siedlung war die EBS eine sogenannte „gemeinnützige Wohnungsgesellschaft“ und unterlag einem speziellen Bundesgesetz – dem WGG (Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz). Diesem Gesetz unterlag jede gemeinnützige Bauvereinigung (GBV), welches auch nur beschränkte Gewinne zulässt und diese Gewinne mussten wiederum in Wohnbaumaßnahmen im Inland investiert werden. Der Nationalrat beschloss im Jahr 2019 eine Novellierung dieses Gesetzes, dadurch wurden die GBV´s zu gewerblichen Bauträgern – ohne Auflagen bezüglich ihrer Gewinne. Im Jahr 2004 veräußerte die Republik Österreich (unter Schwarz/Blau) als alleinige Eigentümerin alle Immobiliengesellschaften, die sich im Besitz des Bundes befanden (WAG, EBS Linz, BUWOG, ESG Villach und WBG) an das „Österreich Konsortium“ welches aus der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (46 %), Wiener Städtische Versicherung (25 %), Oberösterreichische Landesbank (25 %) und Oberösterreichische Versicherung (4 %) besteht.



Die „Initiative Froschberg“


Der Widerstand der Bewohner, der sich nach Bekanntgabe der Verdichtungspläne formierte, ließ die „Initiative Froschberg“ entstehen. Einzelpersonen dieser Initiative werden derzeit massiv unter Druck gesetzt, augenscheinlich um vorsorglich noch intensiveren und größeren Widerstand zu unterdrücken. Bereits zugesagte Termine bei diversen Politikern werden kurz vorher abgesagt. Reportagen von Tageszeitungen nicht veröffentlicht. Die Bedenken und Sorgen der Bewohner des Viertels werden nicht ernst genommen, ja sogar ins lächerliche gezogen. So meinte eine Politikerin der SPÖ, wie uns berichtet wurde: „mit der Bürgerinitiative Froschberg rede ich nicht – die haben lange genug viel zu billig und zu schön gewohnt“.



Spaltungsversuche und Schikane gäbe es laut den Bewohnern von Seiten der SPÖ Vertreter im Viertel, von einzelnen Bewohnern und der WAG. „Es wird versucht die ganze Initiative auf eine Einzelperson, die manchen Politikern ungut aufgefallen ist zu reduzieren.“, so ein Bewohner. Der (noch) Bürgermeister Luger habe einen vereinbarten Termin mit der Initiative kurzfristig abgesagt, mit der Begründung, dass es vor einem Jahr (!) zu Beleidigungen durch einen der Initiatoren der Initiative gekommen sei (es handelte sich dabei um die „Beschimpfung“ als „Betonkopf“). „Das ist natürlich eine Frechheit. Wir sind nicht nur eine Person und es geht auch nicht um „Persönliches“, sondern die Anliegen mehrerer hunderter Bewohner – die auch unsere Petition unterschrieben haben. Das alles mit so einem Argument wegzuwischen ist durchaus billig und skandalös.“


Die Vertreter der WAG sprechen ständig von Sanierung, die notwendig sei und begründen damit das ganze Vorhaben. Gegen Sanierung hat niemand hier etwas. Im Gegenteil, jeder hier weiß, dass das notwendig ist. Aber dieses Projekt ist alles andere als Sanierung, es ist die komplette Umgestaltung unseres Viertels – und das nicht gerade zum Besseren. Jene, die sich gegen das Großprojekt wehren, werden gerne so hingestellt, als seien sie „Verhinderer“. So ist das aber nicht. Seien es Garagen, Lifte, oder die Ausstehende Sanierung, dagegen hat niemand was. Was wir wollen, ist die Lebensqualität zu erhalten. Das betrifft den Grünraum, die Dichte, wie auch die Höhe der Miete!“, so eine Bewohnerin.



Modernisierung oder Gentrifizierung?


In Linz gibt es mehrere Beispiele, wo unter dem Schlagwort der „Modernisierung“ ganze Viertel gentrifiziert werden. Viele alte Arbeitersiedlungen fielen dem bereits zum Opfer. Jüngste Beispiele sind die Sintstraße, das Franckviertel und das Altstadtviertel. In der Politik wird von „Aufwertung“ gesprochen, bei den Immobilienfirmen reibt man sich die Hände ob der zu erwarteten Profitsteigerung. Wirft man einen Blick auf „Wohnungsinserate“ wird mit „exklusive Lage im Grünen“ oder „Luxuswohnungen in exklusiven Vierteln“ geworben. „Normale Wohnungen“ scheint es gar nicht mehr zu geben. Welche Siedlung wird den Immobilien-Spekulanten als nächstes zum Opfer fallen? Durch „Modernisierung“ und/oder zusätzlichen Gebäuden werden die Wohnungskosten steigen. Viele der (älteren) Mieter können sich Erhöhungen nicht mehr leisten. Die massiven Teuerungen in den vergangenen Jahren fordern ihren Tribut. Die „ärmere“ Bevölkerungsschicht wird vertrieben, um Platz zu machen für jene die sich „Luxusmieten“ (noch) leisten können. Die Verdichtung bedeutet auch weitere Bodenversiegelung und das, obwohl Linz ohnehin schon Spitzenreiter bei der Bodenversiegelung ist. Pro Kopf sind es etwa 116 Quadratmeter versiegelte Fläche. Durch den Mangel an Grünfläche aufgrund von Versiegelung kommt es nicht nur beim immer häufiger vorkommenden Starkregen zu Überschwemmungen, der Mangel an Grünfläche wird auch bei Hitze zum Problem. Der Linzer Grüngürtel ist die „Kaltluftschneise“, die durch die Umwidmung der herrschenden Politiker zerstört wird, dadurch steigt die Temperatur in der Stadt och weiter an. Umso wichtiger ist es für leistbares Wohnen zu kämpfen, so wie die Bewohner der Froschbergsiedlung mit der „Initiative Froschberg“. Dabei darf nicht auf die Unterstützung der Politiker gehofft werden – wie in den letzten Monaten sehr deutlich zu erkennen war.




Die Initiative Froschberg feierte im Mai ihr einjähriges Bestehen, trifft sich laufend, organisiert Termine mit verschiedenen Vertretern von Parteien und Institutionen, vernetzt sich, organisierte ein gut besuchtes Sommerfest und wird im September noch einen Flohmarkt veranstalten, um Spenden für den weiteren Kampf zu sammeln.


Den Flohmarkt-Temin findest du hier:


Die „Initiative Froschberg“ findest du hier:



Hier geht’s zu den bereits veröffentlichten Artikeln:

Linz/Froschberg: Unmut und Widerstand gegen Großprojekt wächst.

SPÖ Froschberg: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern...“

Linz: Eisenbahnersiedlung am Froschberg soll zerstört werden

Leserbrief: Der Froschberg ist in Gefahr!

Froschberg, Naherholungsgebiete und der Linzer Grüngürtel


Bilder: eigene Aufnahmen

Comentarii


bottom of page