Der oberösterreichische Autozulieferer TCG Unitech in Kirchdorf an der Krems hat eine allzu dreiste Methode gewählt um den Arbeitern ihre Lohnanpassung an die Inflation laut KV-Abschluss zu verwehren und damit Lohnsenkungen durchzusetzen. Verzicht auf Gehaltserhöhung oder gekündigt werden: Das war die „Wahl“ für rund 900 Beschäftigte! In einer Lage erhöhter Arbeitslosigkeit und Krise in der (Automobil-)Industrie war dieses „Angebot“ natürlich keine Wahl, sondern ein Schlag gegen die Arbeiter. Die Gewerkschaftsführung ist „empört“, blieb jedoch (wie erwartet?) untätig.
Wie viel ist ein KV-Abschluss noch wert?
Der Automobilzulieferer produziert unter anderem Druckguss- sowie Spritzgussteile. Zu den bekanntesten Abnehmern der Produkte zählen Bugatti, Porsche, Continental, Dailmler und Rolls-Royce. In die Schlagzeilen gelang der Konzern Mitte November, als laut Betriebsrat 882 der 960 Beschäftigten beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet wurden. (1) Die Geschäftsführung sprach von einer „Vorsichtsmaßnahme“. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass das Ziel dieser Meldung beim AMS nicht der Arbeitsplätzeabbau an sich war, sondern das Aufzwingen von neuen, schlechteren Arbeitsverträgen mit einem „freiwilligen“ Verzicht auf Gehaltsanpassungen laut dem Metaller KV-Abschluss. Wer nicht bereit war zu unterschreiben, drohe seinen Arbeitsplatz zu verlieren.
Nun wurde verlautbart, dass 94 Prozent der Beschäftigten die neuen, schlechteren Verträge unterschrieben hätten und damit „freiwillig“ auf die Gehaltserhöhung von 4,8 Prozent verzichten, die ihnen laut KV-Vertrag zustehen würde. Geschäftsführer Schmalzer zeigte sich „erleichtert“, immerhin konnte er erfolgreich die Arbeiter erpressen und sprach allen Ernstes von einem „Schulterschluss der Mitarbeiter“ (2)!
Gewerkschaftsführung als gefügige Helferin für Verschlechterung der Arbeitsrechte.
Nach Bekanntwerden der Vorgehensweise der Geschäftsführung gab es so einige Appelle von Seiten der Gewerkschafts- und SP-Funktionäre. Roswitha Grammer, Vorsitzende des Betriebsrates von Unitech, meinte im November: „Bei allem Verständnis für die wirtschaftliche Lage ist es natürlich ein extremer Schlag, dass die Lohnerhöhung, die von den Sozialpartnern vereinbart wurde, einfach ausgehebelt wurde.“ (1) All diese „Entrüstung“ und „Kritik“ ging offenbar ins Leere – was natürlich absehbar war. Vorsitzender der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Rainer Binder, meinte am 12. Dezember scheinheilig: „Wer will schon unter einem Management arbeiten, das einen vor die Wahl stellt, Lohnverzicht oder Kündigung“? Da geht Herr Binder wohl von seiner eigenen Lage aus, denn 94 Prozent der Arbeiter haben dem neuen schlechteren Vertrag zugestimmt. Herr Binder, wissen Sie denn nicht um die aktuelle Lage der Arbeiter? Ist es Ihnen vollkommen unbekannt, dass die Jobchancen in der Autozulieferindustrie derzeit gering und die Preise mit Arbeitslosengeld de facto nicht zu stemmen sind? Offenbar ist Geschäftsführer Schmalzer besser darüber informiert und auch darüber, dass die Gewerkschaftsführung selbst bei so einem Skandal keinen Finger rühren wird! Den Beginn der derzeitigen Aushebelung der Lohnanpassung an die Inflation hat übrigens die Gewerkschaftsführung selbst gemacht: durch die im Jahr 2023 beschlossene „Zusatzklausel“ im Metaller KV-Abschluss, welche es Unternehmen ermöglicht die Erhöhungen auszusetzen. Ohne einen Zusammenschluss der Arbeiter und einem Entgegentreten solcher Methoden, werden den Arbeitern noch zahlreiche weitere Verschlechterungen blühen.
(1) ooe.orf.at: „1.000 Jobs bei Zulieferern in Gefahr“ (19. November 2024)
(2) ooe.orf.at: „TCG Unitech: Kündigungsdrohung wirkte“ (12. Dezember 2024)
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