(Korrespondenz aus dem Betrieb)
Vor rund zwei Wochen wurden bei diversen Betriebsversammlungen und Kundgebungen von Gewerkschaftsfunktionären noch große Worte geschwungen, Streikbeschlüsse gefasst und die Belegschaft auf Arbeitskampf eingeschworen: Wir geben nicht nach, wir fordern 6,1 %, Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche, 6 Wochen Urlaub für alle, Erhöhung der Zulagen um 25%, volle Anrechnung aller Vordienstzeiten und so weiter. Wiederholt wurde betont, es sei genug Geld da, um die Arbeitsbedingungen im Sozialbereich zu verbessern, es liegt nur am Willen diese Gelder „richtig zu verteilen“, es liegt an den Beschäftigten Stärke zu zeigen und auf die Straße zu gehen. Die Bereitschaft zum Arbeitskampf war bei den Beschäftigten gegeben. Wie schon die Jahre davor wurden die Streikbeschlüsse nicht im Sinne eines starken und eigenständigen Arbeitskampfes genutzt.
Die Arbeitsbedingungen im Sozialbereich zeichnen sich seit vielen Jahren durch chronische Unterbesetzung, schlechte Rahmenbedingungen, steigender Druck und in den allermeisten Fällen durch niedrigen Lohn aus. Von den 130.000 Beschäftigten in diesem Bereich liegt der Anteil der Frauen bei 70 Prozent, davon wieder rund 70 Prozent in Teilzeitbeschäftigung.
Nach der dritten Verhandlungsrunde wurden am 26.11.2024 eine Einigung erzielt und die Verhandlungen abgeschlossen. Von Seiten der Gewerkschaftsführung werden die erzielten plus 4 Prozent bejubelt, denn damit würde die Kaufkraft der Beschäftigten gesichert. Aus den geforderten plus 25 Prozent bei Zulagen und Zuschlägen wurden erbärmliche 4 Prozent, keine 6 Wochen Urlaub für alle, keine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden, keine Anrechnung aller Vordienstzeiten. Alles in allem ein erbärmliches Ergebnis für die Beschäftigten der Sozialwirtschaft. Die Kampfbereitschaft der Beschäftigten wurde, genauso wie in den letzten Jahren, durch den Abschluss der Verhandlungen durch die Gewerkschaftsvertretung ausgebremst. Ein Arbeitskampf, der die Interessen der Beschäftigten vertritt und durchsetzt muss eigenständig und unabhängig organisiert werden, nur so werden sich die Arbeitsbedingungen im Sinne der Beschäftigten im Sozialbereich verbessern.
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