Niederösterreich: Ein Krankenhaus und drei Geburtenstationen werden geschlossen.
- Petra G.
- vor 1 Tag
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Laut neustem Gesundheitsplan soll eine große Umstrukturierung des Gesundheitssystems in Niederösterreich vollzogen werden. Das betrifft unter anderem die Schließung der Geburtenstationen in Hollabrunn, Klosterneuburg und Melk. Als Gründe dafür werden die rückläufigen Geburtenzahlen und der Fachkräftemangel genannt. In Gmünd soll gleich das ganze Krankenhaus geschlossen werden und stattdessen eine neue Gesundheitsklinik eines privaten Investors entstehen, direkt neben dem bereits bestehenden Gesundheitszentrum „Healthacross“. Hier sollen Bandagisten, Apotheke, Fach- und Hausärzte, sowie ein Röntgeninstitut und Operationssäle für Tageseingriffe Platz finden – nur stationäre Betten wird es eben keine geben!
Geburtenstationen: Gründe für Schließungen sind scheinheilig!
Die Geburtenstation Hollabrunn, welche bereits mit 1. Juli geschlossen wird, soll ins Landesklinikum Korneuburg-Stockerau verlegt werden. Von der WHO und UNICEF wurde die Geburtenstation als „Babyfriendly Hospital“ zertifiziert - das steht für höchste Qualität in Stillberatung und Bindungsförderung zwischen Eltern und Kind, genau deshalb wollten viele Mütter ihre Babys in der Geburtenstation Hollabrunn zur Welt bringen. 13 Hebammen und 7 Kinderschwestern sind von der Schließung betroffen. Der Grund für die Schließung sei laut Gesundheit Weinviertel GmbH der Ärztemangel. Offiziell ist jedoch die Stelle für den in Pension gehenden Primar nie ausgeschrieben worden, auch das Angebot eines Primars aus Korneuburg, vorübergehend auszuhelfen, ist offensichtlich gar nicht in Betracht gezogen worden.
Aufgrund der Nähe zu Wien wurde die Geburtenstation Klosterneuburg auch von vielen Müttern aus Wien gerne genutzt, diese wird ebenso mit Ende Juni geschlossen. Künftig muss auf die Geburtenstation in Tulln ausgewichen werden. Für Mütter, die sich für die Geburt bereits in Klosterneuburg angemeldet hatten, bedeutet die kurzfristige Schließung eine erneute Suche nach einer Geburtenstation, welche geeignet ist und auch Kapazitäten zur Verfügung hat, das dürfte aber laut einigen Aussagen gar nicht so einfach sein.
Die Geburtsstation Melk bleibt noch bis 2028 geöffnet und wird dann in Scheibbs und Amstetten gebündelt. Für alle Betroffenen bedeuten diese Schließungen deutlich längere Anfahrtswege. Von den Schließungen sind etwa 105 Mitarbeiter betroffen. Laut Landesgesundheitsagentur werden die Betroffenen nicht gekündigt, sondern auf andere Kliniken aufgeteilt. Trotz dieser Aussagen fürchten viele den Verlust ihres Arbeitsplatzes.
Proteste und Widerstand gegen Einsparungen
In Gmünd und Hollabrunn regen sich bereits Proteste der Bevölkerung. Es kam zu Demonstrationen, bei denen sich nicht nur Teile der lokalen Bevölkerung, sondern auch betroffene Beschäftigte beteiligten, die ihre Forderungen und ihren Ärger auf die Straße trugen. Unter anderem war auf Schildern „Unser Spital muss bleiben“, „Sparpläne auf Kosten der Frauen und Kinder?“, „Krankenhaus AUS? – nicht mit uns!“ zu lesen.
Auch Online-Petitionen, die bereits mehrere tausend Unterschriften gesammelt haben, wurden gestartet. Die Wut der Bevölkerung ist mehr als gerechtfertigt, denn mit diesen Schließungen wird die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung noch weiter den Interessen der Pharmakonzerne und privater Gesundheitsunternehmen unterworfen. In den letzten Jahrzehnten ist die Gesundheitsversorgung immer mehr weg vom öffentlichen und hin zum privaten Anbieter verschoben worden. Unser Gesundheitssystem wird seit Jahrzehnten „zu Tode gespart“. Eine flächendeckende Versorgung ohne lange Anfahrtszeiten oder zusätzliche Bezahlung ist gerade in Niederösterreich schon lange nicht mehr gegeben. Diese Entwicklungen in der Gesundheitsversorgung werden auch bundesweit weitergehen, vor allem mit den Sparplänen der SPÖ/ÖVP/Neos Regierung. In den Bundesländern, und auch hier am Beispiel Niederösterreich, sieht man, dass auch die anderen Parteien wie FPÖ und Grüne die „Umstrukturierung“ – also die Kürzungen – im Gesundheitsbereich mittragen. Ein Gesundheitswesen im Dienste der Bevölkerung kann nur durch die Bevölkerung selbst eingefordert und erkämpft werden, wobei es heute in erster Linie darum geht Verschlechterungen und Kürzungen abzuwehren.
Quelle: noe.ORF
Bildquelle:
Neugeborenes, angel4leon, Creativ Commons, Pixabay
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